Religiöse Rituale im Film

Thema

Eucharistiefeier - Einsetzungsworte

"Fesseln der Macht/True Confessions" (1981)

© 2006 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC

 

Das sehr umfassende Thema „Religion in Film und Fernsehen“ ist schon seit geraumer Zeit auch Gegenstand der Theologie (z.B. Darstellung von Religionen, religiöse Anklänge im Film etc.). Die wissenschaftliche Aufarbeitung von religiösen Ritualen und rituellen Elementen in Film und Fernsehen ist hingegen noch sehr wenig vorangetrieben worden.

Exorzismus, in: Der Exorzist/The Exorcist" (1973) © 2001 Warner Home Video Germany

Von „Inszenierung“ und „Kult“ ist heute keineswegs nur im Bezug auf das Theater oder die kirchliche Liturgie die Rede. Vielmehr finden sich unzählige Gestalten ästhetischen Ausdruckshandelns mit unverkennbar „kultischen“ oder „rituellen“ Zügen mitten in der säkularen Welt (z.B. die Eröffnungsfeiern der Olympischen Spiele, religiöse Anspielungen in der Werbung, „liturgische“ Ordnung des Samstagabendprogramms im Fernsehen, Parteitage u.v.m.) – Film und Fernsehen sind dabei nicht ausgenommen.

Solche religiöse Ritualen, Symbole, Handlungen und Figuren sind seit Erfindung des Kinos immer wieder Gegenstand zahlreicher Spielfilme. Dies ist nicht verwunderlich, da Filme die Lebenswirklichkeit abbilden wollen und Religiosität ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Lebens darstellt.

Jüdische Beschneidung (Brit Mila), in: Glauben ist alles/Keeping the Faith" (2000) © 2004 Warner Home Video Germany

Auch wenn oder gerade weil in Westeuropa die Bindung an kirchliche und religiöse Institutionen zurückgeht, sind Filme, deren Stoff aus religiösen Riten, Symbolen und Figuren gewebt sind, beim Publikum sehr beliebt. Dies zeigt beispielsweise die Bekämpfung von Dämonen im modernen Horrorfilm. Die Austreibung von Dämonen als religiöses Ritual wird auch explizit im amerikanischen Thriller „Exorzismus von Emily Rose“ und in der deutschen Verfilmung „Requiem“ thematisiert. Aber auch im englischsprachigen Kulturraum und insbesondere in den USA garantieren Spielfilme mit religiösen Inhalten Erfolg.

Bei der Rezeption von Spielfilmen mit religiösen Ritualen fällt auf, dass die gezeigten Rituale oftmals mit den rituellen Vorschriften der Kirchen oder anderer religiöser Gemeinschaften übereinstimmen.

Dies lässt darauf schließen, dass sich die Filmemacher intensiv mit dieser Thematik beschäftigt und auch Expertenwissen hinzugezogen haben. Allerdings läßt sich leider auch oft das Gegenteil ausmachen, wenn nämlich religiöse Rituale aus ihren Kontext herausgelöst und zusammenhangslos oder falsch in Filme integriert werden.

Zunehmend werden im außereuropäischen Bereich auch (religiös motivierte) Filme im Gottesdienst als Medium der Verkündigung mit Erfolg eingesetzt.

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Leitfragen

In einem interdisziplinären Forschungsprojekt des Fachbereiches Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie sollen daher erstmalig religiöse Rituale in Spielfilmen aus liturgiewissenschaftlicher, religionssoziologischer, filmwissenschaftlicher und medienethischer Perspektive untersucht werden. Dabei wird das Erkenntnisinteresse von folgenden Leitfragen gelenkt:

  1. Welche religiösen Rituale, Handlungen, Symbole und Figuren kommen in Spielfilmen vor und wie werden sie eingesetzt?
  2. Wie hat sich die Bezugnahme auf religiöse Rituale in Filmen in der Geschichte entwickelt?
  3. Entsprechen die verwendeten Rituale den von den religiösen Gemeinschaften und Kirchen vorgegebenen Richtlinien oder wurden sie (bewusst) verändert?
  4. Welche Bedeutung hat die filmische Umsetzung von Ritualen für die religiösen Gemeinschaften und wie wirkt sie sich auf die Rituale selbst aus?


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Wissenschaft & Gesellschaft

An diesem internationalen und interdisziplinären Forschungsprojekt, das beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) in Österreich eingereicht wurde, arbeiten renommierte Wissenschaftler und wichtige Vertreter kirchlicher und religiöser Institutionen mit.

Neben der rein wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit religiösen Ritualen in Spielfilmen können auch  konkrete praktische Impulse für den Verkündigungsdienst von Kirchen und religiösen Gemeinschaften abgelesen werden.

Griechisch-Orthodoxe Erwachsenentaufe, in: "Hochzeit auf Griechisch/My Big Fat Greek Wedding" (2002) © 2006 Universum Film GmbH

Leitung und KooperationspartnerInnen

Leitung
Univ.-Prof. Dr. Hans-Jürgen Feulner, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie am Institut für Historische Theologie, Universität Wien

E-Mail: hans-juergen.feulner@univie.ac.at

Dr. Daniel Seper, Universitätsassistent am Institut für Historische Theologie, Universität Wien

E-Maildaniel.seper@univie.ac.at

Kooperationspartner

Univ.-Prof. Dr. Thomas Bohrmann, Professor für Katholische Theologie unter besonderer Berücksichtigung der Katholischen Gesellschaftslehre an der Universität der Bundeswehr München

E-Mail: thomas.bohrmann@unibw.de

In Zusammenarbeit mit:

Fr. Peter Malone MSC (Australien - Großbritannien) Ehemaliger Präsident von SIGNIS (World Catholic Association for Communication)

Sr. Rose Pacatte FSP (Culver City/Kalifornien) Direktorin des Pauline Center for Media Studies

Universität für Musik und Darstellende Kunst - Abteilung Film und Fernsehen (= Wiener Filmakademie)

Fuller Theological Seminary - Brehm Center for Worship, Theology, and the Arts (Pasadena/Kalifornien)

New York University - Tisch School of the Arts/Kanbar Institute of Film and Television (New York City)

ao. Univ.-Prof. Dr. Christina Wessely, Universität Graz

und andere

 

Wien - München, 2019

 

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