Religiöse Rituale im Film
Thema
Das sehr umfassende Thema „Religion in Film und Fernsehen“ ist schon seit geraumer Zeit auch Gegenstand der Theologie (z.B. Darstellung von Religionen, religiöse Anklänge im Film etc.). Die wissenschaftliche Aufarbeitung von religiösen Ritualen und rituellen Elementen in Film und Fernsehen ist hingegen noch sehr wenig vorangetrieben worden.
Von „Inszenierung“ und „Kult“ ist heute keineswegs nur im Bezug auf das Theater oder die kirchliche Liturgie die Rede. Vielmehr finden sich unzählige Gestalten ästhetischen Ausdruckshandelns mit unverkennbar „kultischen“ oder „rituellen“ Zügen mitten in der säkularen Welt (z.B. die Eröffnungsfeiern der Olympischen Spiele, religiöse Anspielungen in der Werbung, „liturgische“ Ordnung des Samstagabendprogramms im Fernsehen, Parteitage u.v.m.) – Film und Fernsehen sind dabei nicht ausgenommen.
Solche religiöse Ritualen, Symbole, Handlungen und Figuren sind seit Erfindung des Kinos immer wieder Gegenstand zahlreicher Spielfilme. Dies ist nicht verwunderlich, da Filme die Lebenswirklichkeit abbilden wollen und Religiosität ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Lebens darstellt.
Auch wenn oder gerade weil in Westeuropa die Bindung an kirchliche und religiöse Institutionen zurückgeht, sind Filme, deren Stoff aus religiösen Riten, Symbolen und Figuren gewebt sind, beim Publikum sehr beliebt. Dies zeigt beispielsweise die Bekämpfung von Dämonen im modernen Horrorfilm. Die Austreibung von Dämonen als religiöses Ritual wird auch explizit im amerikanischen Thriller „Exorzismus von Emily Rose“ und in der deutschen Verfilmung „Requiem“ thematisiert. Aber auch im englischsprachigen Kulturraum und insbesondere in den USA garantieren Spielfilme mit religiösen Inhalten Erfolg.
Bei der Rezeption von Spielfilmen mit religiösen Ritualen fällt auf, dass die gezeigten Rituale oftmals mit den rituellen Vorschriften der Kirchen oder anderer religiöser Gemeinschaften übereinstimmen.
Dies lässt darauf schließen, dass sich die Filmemacher intensiv mit dieser Thematik beschäftigt und auch Expertenwissen hinzugezogen haben. Allerdings läßt sich leider auch oft das Gegenteil ausmachen, wenn nämlich religiöse Rituale aus ihren Kontext herausgelöst und zusammenhangslos oder falsch in Filme integriert werden.
Zunehmend werden im außereuropäischen Bereich auch (religiös motivierte) Filme im Gottesdienst als Medium der Verkündigung mit Erfolg eingesetzt.
Leitfragen
In einem interdisziplinären Forschungsprojekt des Fachbereiches Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie sollen daher erstmalig religiöse Rituale in Spielfilmen aus liturgiewissenschaftlicher, religionssoziologischer, filmwissenschaftlicher und medienethischer Perspektive untersucht werden. Dabei wird das Erkenntnisinteresse von folgenden Leitfragen gelenkt:
- Welche religiösen Rituale, Handlungen, Symbole und Figuren kommen in Spielfilmen vor und wie werden sie eingesetzt?
- Wie hat sich die Bezugnahme auf religiöse Rituale in Filmen in der Geschichte entwickelt?
- Entsprechen die verwendeten Rituale den von den religiösen Gemeinschaften und Kirchen vorgegebenen Richtlinien oder wurden sie (bewusst) verändert?
- Welche Bedeutung hat die filmische Umsetzung von Ritualen für die religiösen Gemeinschaften und wie wirkt sie sich auf die Rituale selbst aus?
Wissenschaft & Gesellschaft
An diesem internationalen und interdisziplinären Forschungsprojekt, das beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) in Österreich eingereicht wurde, arbeiten renommierte Wissenschaftler und wichtige Vertreter kirchlicher und religiöser Institutionen mit.
Neben der rein wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit religiösen Ritualen in Spielfilmen können auch konkrete praktische Impulse für den Verkündigungsdienst von Kirchen und religiösen Gemeinschaften abgelesen werden.
Leitung und KooperationspartnerInnen
Leitung
Univ.-Prof. Dr. Hans-Jürgen Feulner, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie am Institut für Historische Theologie, Universität Wien
E-Mail: hans-juergen.feulner@univie.ac.at
Dr. Daniel Seper, Universitätsassistent am Institut für Historische Theologie, Universität Wien
E-Mail: daniel.seper@univie.ac.at
Kooperationspartner
Univ.-Prof. Dr. Thomas Bohrmann, Professor für Katholische Theologie unter besonderer Berücksichtigung der Katholischen Gesellschaftslehre an der Universität der Bundeswehr München
E-Mail: thomas.bohrmann@unibw.de
Fr. Peter Malone MSC (Australien - Großbritannien) Ehemaliger Präsident von SIGNIS (World Catholic Association for Communication)
Sr. Rose Pacatte FSP (Culver City/Kalifornien) Direktorin des Pauline Center for Media Studies
Universität für Musik und Darstellende Kunst - Abteilung Film und Fernsehen (= Wiener Filmakademie)
Fuller Theological Seminary - Brehm Center for Worship, Theology, and the Arts (Pasadena/Kalifornien)
New York University - Tisch School of the Arts/Kanbar Institute of Film and Television (New York City)
ao. Univ.-Prof. Dr. Christina Wessely, Universität Graz
und andere
Wien - München, 2019